Expertenkreistreffen FUSSBODEN 2018

Bericht verfasst von Dr. A. Unger, Donauwörth, Fachjournalist und Autor des FUSSBODEN ATLAS®

Am 09. März 2018 fand bei der Unger Thermo-Boden GmbH in Unterschleißheim das internationale Treffen der Fußbodenexperten statt. Zahlreiche illustre Gäste waren der Einladung von Dr. A. Unger gefolgt. Das Besondere an diesem Treffen ist die Mischung aus Sachverständigen, Planern und Baupraktikern, welche in der Ausführung tätig sind.

1) Versuch einer Planung nach analytischer Bemessung von Fugen in Estrichen mit einem EDV-Programm
Referent: Dipl.-Ing. Carlo Diliberto

Der Referent führte ein von ihm entwickeltes EDV-Programm vor, welches helfen soll, Bewegungsfugen in schwimmenden und Trennschichtkonstruktionen zu dimensionieren. Dieses macht Empfehlungen zu den jeweiligen Fugenabständen und Fugenbreiten.

Häufig befassen wir uns bei der Beurteilung schwimmender Estriche mit deren Biegezugfestigkeit. Oft ist jedoch der begrenzende Faktor die zentrische Zugfestigkeit, die zum Tragen kommt, wenn Estriche sich z. B. so verformen, dass der Mittelbereich nach oben und die Ränder nach unten kommen. Dann entsteht im mittleren Plattenbereich zentrischer Zug. Dieser entsteht auch beim normalen Schwinden von zementgebundenen Estrichen. Hier helfen auch keine Stahlfasern, da diese zwar gut Druck, aber kaum Zug aufnehmen. Estriche können meist quantitativ nur die Hälfte ihrer Biegezugfestigkeit an zentrischem Zug aufnehmen, weshalb es bei diesem Lastfall häufig zu Schäden kommt. Je höher die Reibung am Untergrund, desto mehr zentrischer Zug entsteht. Bei schwimmenden Estrichen liegt im Regelfall weniger Reibung am Untergrund vor, als bei Trennschichtestrichen. Weiche Dämmungen führen ebenfalls zu weniger Reibung als harte Dämmungen. Calciumsulfatfließestriche haben i. d. R. eine größere zentrische Zugfestigkeit als konventionelle Zementestriche. Durch ausreichend Bewegungsfugen kann man diese Thematik entschärfen.

Folgende Faktoren machen tendenziell mehr Fugen notwendig:

• Hohe Rauigkeit des Untergrundes
• Niedrige Estrichfestigkeit
• Niedrige Estrichdicke
• Hohe Verkehrslasten
• Sehr dünne Estriche
• Hohe thermische Unterschiede (vor allem bei Abkühlung)

Wer mehr zu diesem Programm wissen möchte, kann sich direkt mit Herrn Diliberto in Verbindung setzen: cd@glass.ag

2) Vorstellung des BTE-Lebensdauerkataloges einzelner Bauteile und Berechnung von Restnutzungszeiten
Referent: Dr. A. Unger

Der Referent zeigte anhand von einem konkreten Beispiel auf, wie man die Lebensdauer von Bauteilen mit Hilfe des vorgenannten Kataloges abschätzen kann. Eine Bauherrin wollte gerne wissen, welche Lebensdauer einem auf einer Unterkonstruktion befindlichen Parkett zugeordnet werden kann. Das gegenständliche Parkett war bei dem Einzug 1995 bereits vorhanden. Hier ergab sich nun die Frage, welche Wertminderung zwischen 1995 und 2016 eingetreten war.

Gemäß dem BTE-Merkblatt war bei Hartholz (Punkt 4.3.3) gemäß Empfehlung der BTE-Arbeitsgruppe von 80 Jahren technische Lebensdauer als Mittelwert auszugehen. Daraus resultierend ließ sich errechnen, dass das Parkett (isoliert betrachtet) in diesem Zeitraum um 26,25% an Wert verloren hatte.

Rechenweg: 80 Jahre entsprechen 100%, 21 Jahre entsprechen 26,25%.

Diese Berechnung unterstellte, dass die Unterkonstruktion des Parketts mindestens die gleiche Lebensdauer wie das Parkett selbst gehabt hätte. Angabegemäß war das Parkett auf Spanplatten verlegt. Selbst wenn man für diese eine Dauerhaftigkeit wie bei einem Estrich ansetzt (was optimistisch ist), so ergab sich gemäß dem beiliegenden Merkblatt nur eine technische Lebensdauer von 50 Jahren.

Das Parkett war jedoch eine ‚Schicksalsgemeinschaft‘ mit der Unterkonstruktion eingegangen und konnte keine höhere technische Lebensdauer aufweisen, als es die Unterkonstruktion erlaubte.

Insofern ergab sich die Nutzungsdauer der Gesamtkonstruktion (Parkett und Unterkonstruktion) mit nur 50 (statt 80) Jahren.

Der Wertverlust der Gesamtkonstruktion ergab sich mit 42 %. Der Zeitwert in 2016 ergab sich mit 58 % des ursprünglichen Wertes bei der Erstellung 1995.

Rechenweg: 50 Jahre entsprechen 100%, 21 Jahre entsprechen 42%.

Online findet man den BTE-Lebensdauerkatalog unter:

http://www.bte-mitglieder.de

3) Grundlage oberflächenfertiger Estriche und Terrazzo- Estrich
Referent: Bernd Greipel, Terrazzoexperte

Zunächst zeigte Hr. Greipel die Unterschiede zwischen einem Terrazzo, einem terrazzoähnlichen Estrich, einem geglätteten Estrich und Designspachtelmassen auf. Echte Terrazzi sind i.d.R. zweischichtig, terrazzoähnliche Estriche sind einschichtig und ihr Korn ist wie bei einem Terrazzo angeschliffen und damit freigelegt. Bei den geglätteten Estrichen ist das Korn nicht sichtbar, sondern es ist an der Oberfläche eine i.d.R. eingefärbte Verschleißschicht vorhanden. Bei den Designspachtelmassen kommt auf einen geeigneten Untergrund eine durchgefärbte Spachtelmasse zur Verlegung.

Bezüglich aller Techniken ist eine genaue Planung wichtig. Diese muss sich vor allem mit folgenden Themen auseinandersetzen:

• Konkrete Nutzung
• Farbkonzept
• Pflege
• Randausbildung
• Fugenausbildung
• Aufbringung evtl. auf Treppen
• Zeitschiene

Herr Greipel zeigte auch auf, dass bereits die Gesteinskörnung allein dem Estrich bei einem Schliff eine gewisse Farbe verleiht.

Weiterhin warnte der Referent davor, bei per Mörtelband auf die Dämmung oder Trennfolie gesetzten Fugenprofilen den Estrich im Bereich des Profils nicht zu unterbrechen. Unterlässt man dies, so läuft man Gefahr, dass der Estrich vom Profil wegschwindet und sich hier eine unschöne Lücke ergibt. Es ist in jedem Fall ein Einbau in der Form vonnöten, dass der schwindende Estrich den Profilschenkel ‚mitnimmt‘.

Die Teilnehmer diskutierten warum es bei manchen oberflächenfertigen Terrazzoestrichen verstärkt zu Rissen kommt. Herr Greipel wies darauf hin, dass seiner Erfahrung nach folgende Themen eine Rolle spielen können:

• Zu feine Körnung verwendet (z.B. 0-4 mm)
• Hoher Zementanteil
• Verwendung weicher Kalkgesteine als Zuschlag, die mehr saugen
• Luftzug während Ausführung

Wenn es zu Rissen kommt, so waren sich die Experten einig, dass eine wirksame Rissverpressung in erster Linie bei Verbundestrichen funktionieren kann, nicht jedoch bei Trennschichtestrichen oder solchen auf Dämmung. Hier entsteht an der Unterseite ein Hohlraum, wo das Fugenharz austreten könnte. Herr Greipel empfahl auf Grund der Porigkeiten, Terrazzo auf jeden Fall zwischenzuspachteln.

Im Anschluss diskutierte man über ein Objekt, bei welchem ein schwerer Gabelstapler immer wieder zu Rissen und Haftungsproblemen bei einem Verbundestrich geführt hatte. Hier wies Herr Thanner darauf hin, dass aus seiner Erfahrung Probleme durch den zu schweren Gabelstaplern sich in erster Linie direkt an der Oberfläche des Estrichs auswirken dürften und nicht zunächst in der Verbundzone. Herr Diliberto sah als mögliche Lösung die Verwendung einer Epoxidharzhaftbrücke zur Verbesserung des Haftverbundes. Dies kann speziell bei Altuntergründen ein Thema sein, die einerseits stark saugen und andererseits nicht mehr schwinden (im Gegensatz zum darauf befindlichen Verbundzementestrich).

4) Aktuelle Informationen zum Wärmeschutz
Referent: Prof. Dr. Michael Günther

Generell ist die Fußbodenheizung weiterhin im Trend. In anderen Ländern sind sogar die Marktanteile noch höher als bei uns (z.B. in Korea 90%). Der Marktanteil der Fußbodenheizung wird für Deutschland im Wohnungsneubau auf mehr als 80 Prozent geschätzt.

Der Experte aus dem Hause Uponor zeigte zunächst aktuelle Probleme auf, wenn Fußbodenheizungsanbindeleitungen die Temperaturen z.B. in Fluren gefährlich erhöhen. Hier kann bei engen Rohrabständen eine Dämmung der Rohre allein nicht ausreichen. Dies kann zu überhöhten Raumtemperaturen von bis zu 28 Grad Celsius führen. Dies heißt letztendlich, dass die Raumtemperatur zu hoch ist, die Oberflächentemperatur in der Randzone jedoch möglicherweise laut Norm noch zulässig wäre. Übrigens benötigen Räume über 6 m2 nach EnEV einen eigenen Heizkreis. Dr. Günther stellte ein System vor, bei welchem die Heizrohre in eine Dämmungssystemplatte integriert werden und dann mit einer Kunststoffplatte überdeckt werden. Das Verlegen eines eigenen Heizkreises ist dann auf dieser Platte möglich.

Einige Einfrässysteme, bei denen für die Fußbodenheizungsleitungen entsprechende Kanäle in den Estrich eingeschnitten werden, sah der Referent als evtl. problematisch an, insbesondere dann, wenn sehr geringe Rohrabstände gewählt werden. Problematisch kann bei diesen die Belastbarkeit und die geringe Überdeckung in Verbindung mit einer hohen Vorlauftemperatur (im Altbau) sein. Es muss auch nach der Restlebensdauer eines Bestandsestrichs gefragt werden.

Das im Entwurf vorliegende Gebäudeenergiegesetz (GEG) wird den Niedrigstenergie-Status (in Anlehnung an KfW 55), zunächst bei öffentlichen Gebäuden, vorschreiben. Bei Privatobjekten wird es noch etwas dauern. Generell gibt es eine Tendenz hin zum sogenannten ‚Effizienzhaus Plus‘, welche mehr Energie erzeugt als es verbraucht. – Das Energieeinspargesetz EnEG steht über der EnEV und auch über dem ‚Erneuerbare-Energie-Wärme-Gesetz‘ (EEWÄrmeG). Das GEG soll die genannten Vorgaben vereinen. Allerdings müssen Maßnahmen zur energetischen Verbesserung auch wirtschaftlich sein. Derzeit ist die Pellets-Heizung energetisch eine der günstigsten Lösungen, jedoch auch die teuerste. Als Energieträger der Zukunft sah Dr. Günther den Strom bei derzeitiger Sachlage, sofern Preisminderung und Effizienz der Stromerzeugung zunehmen. An ‚Power-to-heat-Konzepten‘ wird intensiv gearbeitet.

Wenn das neue Gebäudeenergiegesetz (GEG) in der Entwurfsfassung käme, dann würde KfW55 zum Standard werden (dies würde bedeuten, 45% verschärfte Anforderung gegenüber EnEV 2009). Man wäre dann ungefähr bei einer Heizlastdichte von 40 Watt pro m2 mit Vorlauftemperaturen von ca. 35 Grad Celsius. Heute benötigen wir real teilweise noch bis zu 45 Grad Celsius und mehr an Vorlauftemperatur. Baukonstruktiv wird im Zuge des GEG erwartet, bei Decken gegenüber unbeheizten Räumen einen U-Wert von <= 0,25 W/m² x K vorzusehen (gegenüber bisher <= 0,35 W/m² x K).

Dr. Günther wies darauf hin, dass in schlecht gedämmten Altbauten häufig die Fußbodenheizung allein nicht ausreicht, um das Gebäude auf geeignete Temperaturen zu heizen.


Bild:   Vortragssaal mit den Experten
Quelle: A. Unger